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Kunst, Technik und ihre Verschmelzung / im Prinzip ein offener Liebesbrief

oha, was sehen sie hier?!

Hi Freunde!

Guten Sommer gehabt soweit? Nun, das ist lediglich eine rhetorische Frage, denn ich könnt die Antwort ja sowieso nicht hören, wenn du sie in deinen Monitor/Tablet/Handyscreen quatscht. Mein Sommer war bis hier jedenfalls bärenstark. War ein bisschen auf diversen Inseln, viel Schwimmen, Festivals, dies das. Bisschen Arbeit, paar Auftritte, meine neue Kurzgeschichten-Sammlung fertig gemacht und ihr den Titel „Boulettenbetty hatte Geburtstag“ verpasst (kommt erst im Oktober, später dazu dann mal hier mehr) und sonst halt entspannt und so. Aber darüber wollte ich gar nicht reden. So sind Sommer ja irgendwie immer. Ich wollte eigentlich über drei Sachen schreiben, in einer bestimmten, nicht chronologischen Reihenfolge. Dinge, die ich besonders schön fand / finde.

Zuerst möchte ich über das aktuellste Schreiben. Eine Sache, die ich heute zu einer Art Abschluss gebracht habe. Es ist so, dass ich vor etwa zwei Monaten gefragt wurde, ob bei einer Kunstausstellung im Münsteraner Bahnhofsviertel mitmachen wolle. Das Konzept sah vor, 10 Künstler*Innen an 10 Orten für 10 Tage etwas ausstellen zu lassen. Richtig mit Materialbudget und alles, was in der bildenden Kunst ja leider gar nicht mal so üblich ist (von den 0,3% der Star-Künstler*Innen mal abgesehen). Natürlich sagte ich sofort zu, allerdings nur mit der Zusicherung, dass ich als Ausstellungsort den Hamburger Tunnel haben könne. Für die Nicht-Münsteraner*Innen, die hier laut google analytics deutlich in der Überzahl sind: Die Vorderseite des MS HBF’s ist derzeit gesperrt, sodass eigentlich jeder Mensch, der nicht ohnehin von Hinten an den BHF kommt, durch diesen Tunnel durch muß. Man sagte mir zu und ich dachte mir Gönnung! 

Der Tunnel ist halt voll der Rush-Ort. Ständig rempeln Leute gegeneinander, niemand wird da zu Stoßzeiten Zeit haben, sich Kunst anzuschauen. Kunst aber sollte irgendwie eine Hängematte sein, in die man sich fallen lassen kann. Deswegen dachte ich: Geil. Mach doch ne Hängematte, die so hoch hängt, dass keiner rein kommt! Das war der erste Gedanke. Dann dachte ich aber auch, dass ich nicht einfach so eine krasse Fläche haben kann, ohne sie sinnstiftend/politisch zu nutzen, vor allem am Bahnhof, wo ich einmal eine unangemeldete spontan-Kunst wieder wegräumen musste. (Das ist super-lange her, damals, als die Rauchervierecke eingeführt wurden. Der Artikel stand auf meiner alten, leider verlorenen Homepage, aber die wayback-machine hat sie gespeichert, muss man ein bisschen runterscrollen bis zum 15.02.2008)

Da ich die Hängematte als Symbol für fehlende Zeit zur Muße allerdings lassen wollte, habe ich überlegt, wie ich das ganze erweitern kann, und da Hörspiel sowieso eines meiner Lieblings-Medien ist, war das relativ schnell klar. Und ein solches hab ich jetzt produziert. Bevor ich jetzt en Detail beschreibe, was genau in dieser Hörpsiel-Collage genau passiert, spendiere ich sie hier einfach mal zum Anhören:

 

 

Dieses Ding wird jetzt ab Freitag, den 2. September 16 Uhr für 10 Tage in Endlosschleife im Bahnhofstunnel zu hören sein. In einer Lautstärke, die es in der Rush-Hour wegen des vorherrschenden Lärmpegels auf jeden Fall schwer macht, zuzuhören, denn so ist das halt mit beiden Dingen: Dem Denken und dem Reflektieren, für beides ist immer schwer Zeit. Für die, die es nicht gehört haben: Es geht im Weitesten um unbegründete Ängste, zweierlei Maß, Religion, Gaming, Hexenjagd, Aufklärung und Hyänen. Im Vorfeld wollten die Veranstalter einen Skizze vom Projekt von mir haben, um sie in ihre sehr gelungene Zeitung zur Ausstellung zu packen. Darüber hinaus noch eine kurz-Vita. Hier ist jetzt mal die Seite in der Zeitung über mich. Ich kann solche Dinge halt einfach nicht ernst nehmen. Klar, die Arbeit/das Hörspiel ist ernst, aber ich möchte es halt immer als Spiel sehen. Sonst würde es mir keinen Spaß machen – und dann würde ich es sein lassen.

 

Standpflasterzeitung

 

Heute jedenfalls hab ich die Hängematte schon mal aufgehangen, damit ich Freitag zur offiziellen Eröffnung nur noch den Sound anmachen muss. Hier ein Paar Bilder vom Entstehungsprozess:

 

matte1

 

matte2

 

matte3

 

So… Ich muss kurz anmerken, dass ich das da oben alles am Dienstag geschrieben habe, dann aber nach Hamburg musste. Jetzt ist Samstag, die Ausstellung ist eröffnet und ich bin zufrieden.

Und da wollte ich gerade weiterschreiben, da musste ich auch schon wieder weg. Jetzt ist Montag und ich versuche das hier mal zu einem Ende zu bringen. Nehmen wir die Sache mit der Hängematte jetzt erstmal als abgeschlossen hin und kommen zu Punkt zwei der Dinge, über die ich schreiben wollte. Ich habe mir nämlich einen neuen PC zusammengebaut. Zunächst die Liste der Ingredienzien, die ich in den Zaubertopf warf, um aus diesem heraus das Baby zu gebären:

[list style=“blue“]

  • Mainboard: Asus ROG Maximus VIII Impact (ja, ich dachte mini-ITX wär mal was…)
  • CPU: Intel i7 6700k, Wassergekühlt mit einer Corsair Hydro H105
  • RAM: 16 GB DDR4 (hatte versehentlich DDR3 Speicher im digitalen Einkaufswagen, versuch mal im Einzelhandel DDR4 zu finden, nahezu unmöglich…)
  • GPU: Inno3D GeForce GTX 1080 iChill X3
  • 500GB Samsung SSD + 1TB noname-HDD
  • Silverstone Strider 750W Netzteil (modular + kurzes Kabelset)
  • Lüfter: 5 verschiedene Noctua (regelbar)
  • Gehäuse: BitPhenix Prodigy ITX
  • Monitor: Dell S2716 DG

[/list]

Ich kenne das noch so von früher (also so irgendwas von vor 16-5 Jahren): Wie oft war man auf den einschlägigen Hardware-Versand-Seiten und hat immer rumgeschaut und irgendwas zusammengeklickt… Wenn man dann nach einer Stunde fertig war und dann den Preis gesehen hat, hat man kurz gelacht, sich dann übergeben und ein bisschen geheult und zwei Tage später wieder eine Zusammenstellung gemacht. Und repeat. Und repeat. Bis man dann irgendwann eine wesentlich günstigere Variante tatsächlich gekauft hat. Dieses Mal war es anders. Ich habe alles zusammengeklickt, habe dann ein bisschen gelacht, aber dann, anstatt zu kotzen und zu heulen – habe ich einfach auf bestellen geklickt. War dieses Mal aber auch besser recherchiert. Die Lüfter zum Beispiel. Früher habe ich mir nie vor dem Zusammenstellen Zeit genommen, um mir über die richtigen Lüfter Gedenken zu machen. Die waren in meinem Kopf immer nur unnützes Beiwerk. Außerdem: Passt eine 32cm lange, 2,5 Slot breite GTX 1080 in ein mini-ITX-Gehäuse?! Hier mal die optische Antwort:

 

compi1

 

Ja, sie passt. Sie hat sogar noch 2 ganze Millimeter platz zur Seitenwand, die genau an der Stelle der Lüfter perforiert ist. Nun könnte einer sagen: hu, das ist ganz schön wenig Platz um da Luft raus zu pusten! Aber dann sage ich: Die Lüfter der Grafikkarte pusten nicht, sie saugen. Und die warme Luft geht dann zum Teil nach hinten raus, zum Teil bleibt sie im Gehäuse, wo sie aber auch nie lange bleiben wird. Vorne habe ich zwei Lüfter angebracht, die, sobald es innen warm wird, anfangen, vorne zu saugen. Hinten und Oben (wo auch die Kühlrippen der WaKü sind) wird rausgepustet. Airflow läuft perfekt. Hier noch ein Computer-Porn-Bild:

 

comporn

 

Hier sehen wir den begeisterten Mit-Computer-Bauern R., der meinem neuen Baby während der „Grundschaulausbildung“ unter den Rock schaut. Quasi das erste Hochfahren, die Deforation der Festplatten,…

Nun aber höre ich die Stimmen, die da rufen: „Aber Andreas Amadeus Güntibald Strausewizt! Was hat das denn mit deiner Arbeit zu tun?“ Nun,… ungefähr alles. Ich bin ohne einen guten Computer überhaupt nicht denkbar. Klar, Dinge wie Videoschnitt und Soundbearbeitung gehören zu den Dingen, die ich ständig mache, aber die meine ich gar nicht. Für mich gehört Zocken genau so zum kreativen Weiterbildungsprozess wie das Lesen eines Buches. Es ist gleichzeitig Ruhepol wie auch Stimulation. Was mich nun auch zum letzten Punkt der Dinge, die ich sehr schön fand, bringt:

Und zwar hatte ich jüngst einen Auftritt bei Rocket Beans TV, und zwar in der Abendsendung „Bohn Jour„. Zuerst sang ich dort meinen thematisch zu den Bohnen passenden Song „knabber die Bohne.“ Hernach las ich eine Geschichte aus „friss Chaos, Ordnung“ vor und blieb dann noch ein bisschen Talk (Video hier, knabber die Bohne in Teil 1). Danach blieb ich noch im Studio und zockte in der Sendung #Jugendzimmer ein bisschen Micro Machines V3 (eines meiner alten Leib- und Magenspiele für die PS1) und gewann im Team mit Etienne gegen die restlichen 4 Mitspieler. Nun, was soll ich sagen? Ich habe mich selten so sehr zuhause gefühlt. Mir gefiel dieser Trupp aus Leuten mit tatsächlich sehr ähnlichen Lebensanschauungen und einem chaotisch-kreativem Umfeld so gut, dass ich, als ich am nächsten Tag aufwachte, ein bisschen dieses „Verliebt sein„-Gefühl in mir hatte. Was hat dieser Sender doch für ein Potential. Mich erinnerte das alles ein bisschen an meinen großen Helden Schlingensief, dieses „einfach machen“. Jetzt habe ich eine ganze Weile gewartet um zu gucken, ob das nur ein kurzes Verknallen war oder ob sich das irgendwie festsetzen würde. Und ja, das hat es getan. All das bedeutet für mich, dass ich gerne eine Bohne wäre. Wirklich, wirklich gerne. Das Problem ist, dass ich absolut keine Bewerbungen schreiben kann. Ich habe in meinem Leben genau zwei Stück geschrieben. Die erste war, als ich am Anfang meines Studiums bei EB-Games in Münster arbeiten wollte. Das hatte damals nicht geklappt, die Typen in dem Laden waren bornierte Wichser nicht so cool. Die zweite Bewerbung ging an das DUMMY magazine. Damals durfte ich dann für die Schreiben, aber auch nur weil ich meine Bewerbung mit „Ey ihr Opfer in der Redaktion“ eröffnet hatte und sie mit Schreibmaschine auf 60 Jahre altes Papier getippt war.

Aber wie soll ich mich bei Rocket Beans bewerben? Und als was? Ich weiß es nicht. Vielleicht probiere ich es mit einer Art „offenem Liebensbrief“ auf meiner Homepage. Also mit diesem hier. Bitte bitte, meldet euch bei mir.

<3

Andy