Liebe Artverwandte!
Ich komme gerade von einem äußerst dubiosen Versammlung zurück, nämlich der Internationalen Kulturbörse in Freiburg, wobei ich “Internationalen” groß geschrieben habe, da ich denke, dass es sich um einen Eigennamen handelt, was ich nur erwähne, da mich dann und wann Leute auf Rechtschreibfehler innerhalb meiner Blogeinträge hinweisen. Mir sind diese Rechtschreibfehler eigentlich recht, sie entstehen im Falle des Blogs aufgrund der exorbitanten Geschwindigkeit, mit denen ich diese Beiträge in die Tasten hämmere. So schnell und hart mache ich das, dass häufiger besorgte Nachbarn das Portalgeläut erschallen lassen um zu gucken, ob sie mir eventuell bei Renovierungsarbeiten zur Hand gehen könnten. Da ich mich gerade im Prozess des Schreibens eines Romanes (doppelter Genetiv for the win) befinde, steht glücklicherweise eine Luftmatratze unter meiner Tastatur, welche die Geräusche des Hämmerns (Genitiv, der vom Rechtschreibprogramm als Fehler angezeigt wird) in sanftes Gummiquietschen verwandelt, sodass es hier nicht mehr nach Renovierung sondern nach der unsanften Vergewaltigung einer aufblasbaren Liebespuppe klingt, was ja ganz inspirierend ist, zumal es wieder eine gute Überleitung zur Kulturmesse darstellt.
Bisher war mir nie der Gedanke gekommen, eine Börse mit Kultur in Verbindung zu bringen. Moritz Neumeier bezeichnete die Messe als “Fleischschau für Veranstalter”, womit er etymologisch auch gar nicht so verkehrt ist, wenn man im Hinterkopf behält. dass das Wort Börse vom altgriechischen ????? kommt, was soviel wie abgezogene Tierhaut, bedeutet. Auf der Kulturbörse wird die abgezogene Tierhaut von Künstlern herumgezeigt und zur Miete angeboten, es wird gehustled was das Zeug hält, allerhand Visitenkarten wandern von Hand zu Hand, um ihre Visite in mit anderen Karten prall gefüllten Hosentaschen anzutreten. Ich fand das alles enorm merkwürdig und hatte ein ungutes Gefühl, da ich, so sehr ich mich anstrenge, keinHustler bin und vor allem nicht geschäftsmäßig Lächeln kann. Okay, vielleicht kann ich, wenn ich mich anstrengende, doch ein Hustler sein, aber meine jesamte Innerlischkeit sträubt sich dagegen, derlei Anstrengungen zu unternehmen. Dennoch hatte das ganze Gemurpse ein Paar positive Aspekte. Ich traf viele Freunde, Torsten Sträter schenkte mir einen Hut sowie gute Ratschläge und in Freiburg schien die Sonne. Außerdem machte ich zwei Fotos, die es mir Wert sind, sie mit euch zu teilen
Das erste Zeigt einen Plakatständer in einem Eingangsbereich:
Ein wunderschöner Plakatständer, der das Erste Gebot für sich neu zu interpretieren haben scheint: “Ich bin der Chef, dein Plakatständer, du sollst keine anderen Plakatständer neben mir haben!” Vielleicht schreibe ich ein Buch mit dem Titel: “An diesem Ort sind Bücher verboten. Bücher werden entfernt.” Es wäre dann sein sehr einsames Buch, aber es bestünde auch nicht die Gefahr, dass es neben einem Buch von Boris Becker Platz nehmen müsste (obwohl Buch hier ja eigentlich ein zu starkes Wort ist und bedrucktes Papiergebinde es besser träfe).
Das zweite Bild, welches in anreichen möchte, ist ein Plakat meiner sehr geschätzten Kollegin Etta Streicher. Sieh her (veraltet für “Guckst du hier”):
Wahrscheinlich ist das gerade mein Privathumor, aber ich finde, Etta sollte mit ihrer Tour an Freund Patrick Salmens Erfolg mit “Ich habe eine Axt” anknüpfen und ihr Programm “Ich esse deine Axt” nennen. Und wenn diese Tour ein Erfolg wird, sollte sie für die Folgetour ein Foto nehmen, auf dem viele Sägespäne und der stählerne Schlagkopf der Axt in einer Toilettenschüssel liegen. Vielleicht mit dem Titel “Halb verdaut, weil schlecht gekaut“. Wahrscheinlicher aber sollte ich mit den Versuchen, andere Künstler beraten zu wollen, aufhören, vor allem, wenn sie ohnehin schon so zauberhaft sind, wie eben Etta.
So. Zurück in die echte Welt. Eine bezaubernde Geheimagentin hat mir ein altes edition suhrkamp-Buch von 1976 zugespielt. In diesem Buch wurde in einem sehr versteckten Winkel einer sehr alten Kneipe gefunden und enthielt einen zusammengefalteten Zeitungsartikel von 1978, was mich dazu veranlasst, das Alter des Buches nicht in Frage zu stellen. Hier kurz ein Foto vom Buch, danach meine daraus gewonnene Erkenntnis:
Wie wir sehen können, wurde der Buchtitel mit nachträglich mit dem Wort “WITZIG” von Hand beschriftet. Wenn wir die Schrift genauer betrachten, dann hat sie eine verblüffende Ähnlichkeit mit der wahlweise perversen oder postironischen Schriftart Comic_Sans_MS, und das weit bevor es diese Schriftart gab. Dieses legt die Vermutung nah, dass es sich beim Beschrifter um den Erfinder jener Schriftart handelt, weswegen wir jetzt sagen können, dass der Erfinder dieses Typo-Verbrechens definitiv einen merkwürdigen Humor hat, immerhin findet er Weltmarkt, Wirtschaftsrecht und Nationalstaat witzig. Etwas anderes hätte ich nicht erwartet und freue mich, es durch dieses Schriftstück bestätigt zu wissen.
Weiter im Text. Wie im letzten Eintrag bereits erwähnt, bin ich derzeit immer komplett nüchtern unterwegs. Eines der Probleme, die man als vieldenkender Mensch dann hat, ist, dass man seinen Kopf nicht mehr ausgeschaltet bekommt und fast ständig seinen eigenen Gedanken ausgeliefert ist. George Orwell hat ja bereits gesagt, dass ein anständiger Vollrausch wie ein Urlaub fürs Gehirn wäre. Um dennoch zwischendurch meinen Kopf ein bisschen abzuschalten, spiele ich zurzeit vermehrt Counter-Strike Global Offensive. Mir gefällt dabei sehr gut die Mischung aus Feingefühl-Notwendigkeit und Teamplay-Notwendigkeit. Für ein gutes Teamplay ist natürlich Kommunikation notwendig, entweder per Chat oder besser: per Mikrofon. Was mich dann aber häufig ist, dass immer wieder mal gay oder schwul als Schimpfwort fällt, was mich dazu veranlasste zu denken, dass auf den Servern viele Homophobe Menschen befinden. Jetzt gibt es zum seit neustem die Möglichkeit, seine Waffen mit einem Namensschild umzubenennen. Ich habe meine P90 (ein mittelschweres Maschinengewehr, welches ich häufig benutze, wenn ich nicht genügend Geld für eine M4A4 oder AK47 habe) jetzt in “Jizz in ya Face” unbenannt. Diese Waffe hat bei mir ein StatTrak-Feature, bedeutet, es zählt mit, wenn ich damit jemanden töte. Hier kurz ein Bild:
Wenn ich mit diesem Gerät jetzt einen Gegner erschossen habe, wird ihm Angezeigt: “Establishmensch killd you with jiZz_in_ya_face“. Bisher habe ich 626 potentiell homophobe Personen mit Sperma ins Gesicht getötet, natürlich nur digital, aber immerhin ein gutes Statement.
Wir nähern uns dem Ende, aber zwei Sachen noch. Ich möchte nämlich mein Lieblingsliebeslied teilen. Ich bin mir gerade nicht sicher, ob ich das schon mal gemacht hab, aber wenn ja, dann ist mir das egal. Erstmal hier:
[media url=“https://www.youtube.com/watch?v=St8xLh-qDlg“]
Warum mir das Lied so gut gefällt? Naja, es hat eine positive Ausstrahlung, ist nicht zu glatt, enthält die Formulierung “Sie bauern ihre Welt in Mauern der Moral” und befindet sich auf einem absolut essentiellem Album, welches in keiner Plattensammlung fehlen sollte (wie im Video zu sehen: Punkrock von den goldenen Zitronen). Außerdem ist es ein Duett und ich liebe es (warum auch immer) wenn ein Mann und eine Frau gleichzeitig verschiedene Dinge singen. Anderes Beispiel für geniale Duette dieser Art ist folgendes Lieblingslied:
[media url=“https://www.youtube.com/watch?v=wPlIw5lP49A“]
Wenn noch jemand fantastische Duette dieser Art kennt, dann freue ich mich über einen Kommentar. Ansonsten noch als letztes:
1. Die Bewerbungsfrist für den Literaturpreis läuft noch
2. Mein Polizeiartikel wird in gedruckt in der Februarausgabe der graswurzel revolution zu finden sein!
Love!
Der Not-Hustler