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Kulturkritique

Zu viel Gelaber

haihead

Dear fellow citizens of the Interweb. This is eine kurze Kulturkritik zur derzeitigen Kulturkritik.

Donnerstag sah ich dieses „Ich hab Polizei“-Video von Jan Böhmermann. Kennt hier ja vermutlich jeder. Ansonsten kann man es unter diesem Link anschauen. Was ich beim Sehen dachte: 1. Fetter Beat / 2. Fett Produziert / 3. Clevere Idee / 4. Nicer track / 5. Potential für’s Dezember-Auto-Mixtape.

Dass das Video etliche Views generieren und viral gehen würde war mir ziemlich klar. Dass sich in einem solchen Fall natürlich auch nahezu alle Medien zum Einheimsen eines Stückes des Aufmerksamkeitskuchens reinfahren wollen – auch. Ja, ich sage oft „lol“. Aber in diesem Fall werfe ich, bevor ich lol sage, mal die Capslock-Taste an und sage LOL in Großbuchstaben. Ich will gar nicht aufzählen, wer sich alles und in welche Richtung über Böhmermann’s Aneignung gansterrapesker Reimfindung eschauffiert, nur mal so der Grundtenor der Kritiker: Böhmermann macht der armen Rapperunterschicht die Sprache streitig / diffamiert als Mittelstandsboy nach „unten“ / bla bla bla. Staiger sagt sogar… moment… scheißegal was Staiger sagt. Ich zitiere: „S wie: Staiger, halt dein Maul.“ Und die Böhmermannbeschützer werfen den Kritikern einen intellektuellen Kurzschluss vor, Böhmermann mache das Gegenteil, bla bla bla.

Wer braucht dieses Gequatsche? Unglaublich.  Böhmermann hat einen guten und vor allem witzigen Track produziert, fertig. Man kann sich gerade soziologisch, kulturell und politisch mit so viel wichtigeren Dingen beschäftigen und sich danach zur Belohnung einfach gemütlich im Ohrensessel den Böhmermanntrack anhören, that’s it. Und wenn man den Track nicht mag, dann hört man ihn halt nicht. So. Ist das jetzt mein Stück vom Aufmerksamkeitkuchen? Dann gebe ich es gerne ab. Zum Beispiel an andere Leute, die auch über Polizei rappen (und zur Beruhigung des Feulletons sogar mir Artikeln vor ihren Nomen):

 

[media url=“https://www.youtube.com/watch?v=0FpxRW4al54″]

 

Und natürlich dieses noch, weil es mich persönlich betrifft 😉

 

[media url=“https://www.youtube.com/watch?v=NOLcJhGcCxo“]

 

So. Ich muss sparen wie meine Vorfahren und spare mir weitere Satze.

High Five,

Andy

polizeibind

Und doch noch ein P.S.: “ Na und? Der Reim ist fett…“

 

4 Antworten auf „Zu viel Gelaber“

Ich finde den Track etwas platt, es hat halt unlängst schon echt bessere Kulturkritik gegeben. Für die Jüngeren, die das hier schon abfeiern, oder es für subversiv halten; Googelt mal Christoph Schlingensief.

Man bekommt den Eindruck das heute alles irgendwie glatt und einfach sein muss damit die Ironie auch als solche verstanden wird. Aber dann ist es eben auch kein aufrechtes trollen mehr.

Darüber ob der Track an sich platt ist oder nicht will ich gar nicht urteilen. Fakt ist: Er ist gut gemacht und rund. Und ich verstehe den Track an sich ja auch gar nicht als Kulturkritik. Mein Problem ist nur, was die Feuilletonnen daran machen – und sich dabei Kulturkritik nennen. Und natürlich finde ich 90 Prozent der Sachen, die Schlingensief gemacht hat, gesamtkontextual geiler als den Böhmermanntrack, das steht für mich gar nicht zur Debatte, wohl, dass ich kaum einen Song von Schlingensief auf ein Mixtape machen würde, obwohl ich fast jeden Satz, den er in Interviews sagte, für zitierfähig halte. Obwohl: doch, einen Song von Schlingensief würde ich auf Mixtapes machen, nämlich jenen, den er in dem Film „Johnny Flash“ beim Songcontest singt.

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